Affektive Wertdurchsetzung: Emotionssoziologische Perspektiven auf die Verwicklung von Prostitution mit Moral
Trotz konzeptueller Gängigkeit mangelt es in der Soziologie sozialer Probleme an moralsoziologischer Aufklärung über Moralunternehmertum. Auf dispositiv- bzw. diskursethnographischer Grundlage analysiert der Beitrag, wie eine Informationsveranstaltung zum ›Nordischen Modell‹ der Prostitutionspolitik die Kriminalisierung der Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen mit moralischer Wahrheit ausstattet. Während ausdrückliche Werturteile und die ethische Argumentation randständig bleiben, wird moralische Abwertung zwar durchgängig, aber nur indirekt betrieben. Als entscheidende Diskursstrategie fungiert Emotionalisieren, das über Affektreizung leibbasiert auf moralische Schocks zielt.